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Prof. Fischer: Vaginales Konustraining bei Beckenbodenschwäche

- nach wie vor sinnvoll für die Prophylaxe und Therapie –

Als der Slovene S. Pelvik 1985 auf dem 15. Jahreskongress der ICS in London seine Vaginalgewichte für ein Beckenbodentraining vorstellte, fand er zunächst wenig Zustimmung. Entweder hatte man das Wirkungsprinzip noch nicht verstanden oder die falschen Patientinnen ausgewählt, denn Konen sind als sensomotorisches Feedback (zur Vermeidung ihres Herausrutschens) nur wirksam, wenn die Kontraktionsfähigkeit des Beckenbodens noch nicht völlig erloschen und die Scheide für die Platzierung der Konen oberhalb des Beckenbodens noch lang genug ist.

Folglich sind Frauen mit Deszensus und/oder Belastungsinkontinenz höheren Grades für ein Konustraining ungeeignet.

Andere sahen im Konustraining ein Konkurrenz zur mental gesteuerten, mehr auf isometrische Kontraktionen der „fast twitch“ Fasern ausgerichteten Beckenbodengymnastik und zur Elektrostimulation unter physiotherapeutischer Anleitung, ohne die Überlegenheit dieser Alternativen gegenüber der Erhöhung der Kontraktionsbereitschaft durch Aktivierung der „slow twitch“ Fasern beim Konustraining überzeugend beweisen zu können und das Konustraining als Ergänzung anderer physiotherapeutischer Maßnahmen anzuerkennen.

Weitere Interessenten zweifelten an der Akzeptanz der Konen durch die Patientinnen und an ihrem Durchhaltevermögen, obwohl die Tamponform der Konen der Selbstapplikation entgegen kommt und das häusliche Konustraining Zeitverluste durch das Aufsuchen von Behandlungseinrichtungen vermeidet.

Entscheidend für den Erfolg ist letztlich – wie bei jeder anderen konservativen Therapie – dass die Anwendungswilligen die Verordnung konsequent, d.h. regelmäßig und über längere Zeit durchführen.

An der Urogynäkologischen Abteilung der Charité-Frauenklinik konnten wir uns bereits Anfang der 90er Jahre von der Effizienz eines selektiven Konustrainings mit Femcon, auch bei Wöchnerinnen und Harninkontinenten Frauen, überzeugen.

Die Unabhängigkeit von Erläuterungen der Beckenbodenanatomie und der positive Nebeneffekt auf die Sexualität sind weitere, nicht zu unterschätzende Vorteile.

In den Auflagen unserer „Urogynäkologie in Praxis und Klinik“ von 195 und 2010 wurde das Konustraining entsprechend gewürdigt. Eine Methode die sich so lange hält, hat ihre Berechtigung hinreichend bewiesen.

Inzwischen hat auch die Anzahl der Konushersteller weltweit zugenommen. Für die Zukunft dürfte das Konustraining auch als Prophylaxe von Beckenbodenschwächen bei der immer älter werdenden weiblichen Bevölkerung an Bedeutung gewinnen.

Prof. em. Dr. med. Wolfgang Fischer
Ehem. Leiter der Abt. Urogynäkologie an der Charité-Frauenklinik in Berlin